Wo der Stahl gehärtet wurde

Es liegt am Rande der Stadt, in einem Industriegebiet. Dort wo es hingehört: dass Industriemuseum Brandenburg. Zeugnis einer vergangenen Zeit. Dieses Stahl- und Walzwerk hat die Stadt geprägt, sie zum industriellen Zentrum der Region gemacht. Seit 1874 wurde in Brandenburg, damals noch in der Altstadt, Stahl abgestochen, seit 1914 am neuen Standort am Silokanal. 1950 wurde dort der Grundstein für ein neues Werk gelegt, nachdem das alte 1945 nahezu vollständig demontiert worden war.

Schon am 20. Juli 1950 fand der erste Stahlabstich statt. „Heute lacht Brandenburg, heut‘ fließt der Stahl“ jubelte der Dichter KuBa. Im größten Stahlwerk der DDR arbeiteten 10 000 Menschen, die bis zu 2,3 Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr in 300 Stahlmarken produzierten. Gearbeitet wurde mit zwölf Siemens-Martin-Öfen, die bis in die 60er Jahre die führende Technologie darstellten. 1993 wurde hier die Produktion eingestellt, das Werk zurückgebaut, aber der Ofen XII blieb stehen, der letzte seiner Art in Europa.

Immer noch imponieren die riesigen Vorrichtungen, mit denen das Metall transportiert, geschmolzen, gegossen wurde. Allein die Gießpfanne wog 280 Tonnen. Kolossale Gerätschaften machen den Hauptteil des Industriemuseums aus, aber auch Werkstätten, Labors und sogar ein Pausenraum sind original erhalten geblieben. Sie künden von schwerer Arbeit, Staub, Lärm und Schweiß und auch vom Stolz der Stahlwerker. In einem Einführungsfilm, dem Laien gut folgen können, wird die Geschichte des Werkes und die Methode des Stahlgewinnung demonstriert, dann können sich Besucherinnen und Besucher im Rundgang selbst ein Bild machen. Auskunftsfreudige Mitarbeiter geben ihnen gerne weitere Informationen.

Dass Brandenburg ein großer Industriestandort war, der das Weltniveau mitbestimmte, kann man in der integrierten Ausstellung über die Brennabor-Werke AG erleben. Brennabor war um die vorletzte Jahrhundertwende nicht nur Hersteller von Kinderwagen (1930 der größte in Europa) und Fahrrädern, sondern Mitte der 20er Jahre auch der größte Automobilhersteller Deutschlands. Henry Ford in Amerika und Brennabor in Brandenburg waren die ersten, die Kraftfahrzeuge am Fließband produzierten.

Ganz nah kann man die Fahrzeuge bewundern, eines ist sogar aus den USA in die Ausstellung zurückgekehrt. Mit der Umstellung der deutschen Wirtschaft auf die Kriegsproduktion des zweiten Weltkrieges ist die Automarke allerdings vom Markt verschwunden, aber neben Rüstungsgütern wurden noch Motorräder und Fahrräder produziert. Seit 2020 ist der Markenahme Brennabor wieder auf Mopeds und Fahrrädern der Firma Hermann Hartje KG zu finden.

Das Industriemuseum ist per PKW und mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Anbindungen an Hauptbahnhof und Innenstadt) gut zu erreichen und Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10.00 − 17.00 Uhr (Nov. – Febr. 10.00 – 16.00 Uhr) geöffnet.
www.industriemuseum-brandenburg.de

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