Meyenburg – ein Schloss voller Mode

Ich weiß nicht, wie oft ich schon auf der A 24 beim Hinweisschild auf das Modemuseum Meyenburg gedacht habe: Das sollte ich mir ansehen. Diesmal setze ich den Blinker und nehme voller Neugier Kurs auf den kleinen Ort im Landkreises Prignitz auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Eine gute Idee.

Meyenburg hat eine fast tausendjährige Geschichte. Rund 200 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung ließ das Adelsgeschlecht derer von Rohr hier ein Schloss bauen, das korrekt betrachtet eigentlich ein Herrensitz war, aber mit seinem zur Schau gestellten Reichtum immer als Schloss durchging. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auf Geheiß von Otto August Alexander von Rohr die vorhandenen mittelalterlichen Bauten im Stil der norddeutschen Renaissance umgestaltet. Mehr denn je stand nun ein Schloss in Meyenburg.

Die Sanierung und Instandsetzung in den Jahren von 1996 bis 2002 stellte den Zustand von 1866 wieder her. Das denkmalgeschützte Schloss beherbergt heute das heimatkundliche Schlossmuseum, die öffentliche Bibliothek und das Modemuseum – eine der umfangreichsten europäischen Sammlungen von Kleidermode des 20. Jahrhunderts. Ziel meines Besuchs.

Die große Liebe der Josefine Edle von Krepl

Dass Meyenburg dieses Kleinod hat, ist Josefine Edle von Krepl (Jahrgang 44) zu verdanken. Die Modedesignerin und Modejournalistin (u. a. „Für Dich“), die die Wirren des 2. Weltkrieges von Wien nach Fürstenwalde verschlugen, nähte sich bereits während ihrer Oberschulzeit Kleidung, die aus der Norm fiel.

Zu Beginn der 1980er Jahre kündigte sie ihren Journalisten-Job und eröffnete in Berlin-Friedrichshain eine der wenigen privaten Modeboutiquen in der DDR. Hier fertigte sie kreative Mode aus Naturfasern, die sie zum Teil aus Beständen der Roten Armee beschaffte, und aus unkonventionellen Stoffen, wie gefärbten Bettlaken, Molton-Tüchern oder umgenähter Unterwäsche.

Turbulent ging es in ihrem Leben weiter. Konstant blieb ihre Liebe zur Mode. Schon als ganz junge Frau begann sie, getragene Kleidung des 20. Jahrhunderts zu sammeln. Zu den berühmtesten Stücken gehört das Kleid, das Jacqueline Kennedy bei der Amtseinführung ihres Mannes John F. Kennedy 1960 trug. Zu Beginn des neuen Jahrtausends suchte Josefine von Krepl nach einer Möglichkeit, ihre umfangreiche Sammlung dauerhaft zu präsentieren.

Im frisch sanierte Schloss Meyenburg fanden die sorgsam gesammelten und aufbereiteten Exponate eine Heimat. Von 2006 bis zu ihrem Ruhestand 2015 bewirtschaftete die Mode-Enthusiastin mit den markanten roten Locken das Museum selbst. Danach übernahm der Trägerverein Modemuseum Schloss Meyenburg e. V. den Museumsbetrieb.

Die Geschichte der Damenmode von 1900 bis in die 1970er Jahre

Kennen Sie die Lieblingskleider Ihrer Mama in deren Jugend? In der mehrere Tausend Exponate umfassende Sammlung von Kleidern, Anzügen, Wäsche, Hüten fühlen Sie sich schnell an alte Fotos oder auch – wenn Sie ein bisschen älter sind so wie ich – an die eigene Jugend in den 1970er Jahren erinnert.

Es ist die pure Freude, durch die stilvoll eingerichteten Schlossräume zu flanieren und all die Exponate zu begutachten. Die weiße Leinenwäsche vom Beginn des 20. Jahrhunderts, die schweren schwarzen Wollmäntel der Herren von einst, das zeitlos-schöne Spitzen-Brautkleid mit der Schleppe, die frechen Kleider der Charleston-Zeit, die ersten sportlichen kurzen Hosen aus den 1920er Jahren, die schlichten Kleider der 1940er Jahre, die opulenten Brokatroben aus den 1950- und 1960er Jahren und dann die freche bunte Hippiemode.

Zu allen Epochen werden die passenden Accessoires wie Hüte, Schals, Schmuck, Taschen und Schuhe, aber auch Einrichtungsgegenstände präsentiert. Zeittafeln helfen den Geschichtskenntnissen auf die Sprünge. Eingespielte Musik versetzt die Besucherin und den Besucher in die Epoche. Und wer noch nie darüber nachgedacht hat, wie sehr Mode und Zeitgeist verwoben sind, wird spätestens in dem Schlossräumen von Meyenburg dazu inspiriert.

Nach dem Rundgang durch die Modegeschichte des 20. Jahrhunderts ist eine Pause im museumseigenen Café eine entspannende Idee. Die Sammeltassen und der selbstgebackene Kuchen verdienen genauso eine extra Würdigung wie der denkmalgeschützte Schlosspark. Ein schöner Spaziergang, bevor es zurück auf die A 24 geht.  

Modemuseum Schloss Meyenburg e. V
Schloss 1, 16945 Meyenburg
Öffnungszeiten:  Di. – So. von 11 bis 17 Uhr

www.modemuseum-schloss-meyenburg.de 

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