Waschtag

Es ist etwas mehr als gut 50 Jahre her, da war Omas Ankündigung, am Donnerstag sei Waschtag, ein absoluter Höhepunkt in meinem Alltag. Es war aufregend, Teil dieses Gemeinschaftsprojekts zu sein.

Da wurde der Stolz der Damenriege in die Waschküche geschoben, eine Miele Waschmaschine mit Holzbottich und einer Art überdimensioniertem Topfdeckel, einem Motor drunter, der die Wäsche zuckelnd im Kreis bewegte und seitlich einer Handpresse, durch deren zwei Gummirollen per Handkurbel, Oma nannte es Wringer, die nasse Wäsche gedrückt und damit ausgewrungen wurde. Der offene Bottich wurde mit kochend heißem Wasser aus dem daneben fest eingemauerten sogenannten Mangeltopf befüllt, Seife und Wäsche dazu und eingeschaltet.

Wir blieben dabei, drückten ab und an Wäschestücke wieder unter Wasser und beurteilten den Grad der Sauberkeit. Wurde ein positives Urteil gefällt, kamen die Wäschestücke durch den Wringer. Dann kam mein Part, ich musste/durfte die ausgewrungene Wäsche in Empfang nehmen und in den Korb legen, damit wir sie hinterher draußen aufhingen. Später durfte ich sogar ab und an die Kurbel bedienen.

Hemden und Hosen kamen auf die Leine, große Laken und Leinenhandtücher wurden in der Sonne auf dem Gras ausgebreitet, damit sie wieder weiß wurden. Sie wurden weiß und bretthart und mussten später kräftig gebügelt werden, damit sie etwas geschmeidiger wurden. Dafür kratzten sie beim Abrubbeln so schön auf der Haut.

Und dann begann der eigentliche Spaß. Das Waschwasser diente nun dazu, zunächst die Waschküche, insbesondere den Fußboden zu schrubben. Schließlich wurde in der Waschküche auch geschlachtet und das Fleisch zubereitet. Daher befand sich am Boden ein Ablauf. Also goss Oma aus dem Waschbottich etwas Seifenlauge auf den Fußboden und dann wurde mit Schrubbern losgelegt, barfuß natürlich.

Und ich stand wie ein General auf dem Schrubber, hielt mich am Stiel fest und rutsche auf der Lauge hin und her. War noch genug übrig vom seifigen Spaß, wurde die Aktion vor die Haustür, auf die Hofplatten ausgedehnt. Wir mußten alle lachen, Oma und Mama schwitzen und unsere Füße waren hinterher blitzsauber.

Und heute? Ich muss zugeben, ich kann mich an so einen Barfußspass im späteren Leben nicht erinnern. Irgendwie waren meine Füße immer verpackt und ich mutete ihnen so manchen Schmerz auf hohen Hacken zu. Daher ist es jetzt an der Zeit, die Sinne an den Fußsohlen zu spüren, den ganzen Körper mit Freude wahr zu nehmen. Schuhe aus und raus.

Mein Garten bietet von Sand und Kies bis zu sanftem Gras reichlich Abwechslung. Wer jedoch nicht gleich einen Garten sein Eigen nennt, der kann auf wunderbare Weise seine Seele und Füße im Barfußpark in Beelitz baumeln lassen. Und da niemand besser davon erzählen kann als ein bekennendes Barfuß-Fangirl, wie sie sich selbst nennt, lasse ich in der kommenden Woche Kirsten Kohlhaw vom Barfußpark an dieser Stelle zu Wort kommen.

Die Fotos wurden uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Margret Schlössel.

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