Sie scheinen Talent dafür zu haben!

Hermann Pückler, was verbindet der heutige Leser mit ihm?

Eis? Sein „Gefrorenes von geschlagener Sahne“ sah etwas anders aus als das im Supermarkt.
Seine Oasen, die Schlösser und die Parks Branitz und Muskau und ja, Babelsberg auch. „Alles mit dem Ziel, aus dem Ganzen der landwirtschaftlichen Natur ein konzentriertes Bild, eine solche Natur im Kleinen als poetisches Ideal zu schaffen.“

Die wilden Partys, der Sprung mit dem Pferd von der Brühlschen Terrasse in die Elbe, die unzählige amouröse Abenteuer in aller Welt, die er seiner angetrauten Lucie mitunter bis ins Detail schildert, Schulden in sechsstelliger Höhe und kostbare Speisen, genossen mit illustren, gar königlichen Gästen.

Seine Sklavin Machbuba, geliebt, betrauert und in Muskau begraben, die orientalischen Gewänder, das Grab in einer Pyramide im See? Oder Pücklers heute noch mit Vergnügen zu lesenden Beschreibungen der Reisen, die ihn im Oktober 1816 per Ballon nur bis auf eine Fichte in der Nähe von Potsdam, aber 1837 bis in den Sudan führten. „Wieviel mehr lebt man doch auf Reisen“ seufzte er. Schönfärberei wird Pückler mitunter vorgeworfen und er rechtfertigt sich mit dem Credo des Journalisten: „Mein Beruf ist: die Wahrheit zu sagen, wie ich sie finde, unbekümmert, wie man sie aufnimmt und ob sie einer Partei schmeichelt oder die andere verdrießt.“ Manche Wahrheiten in seinen Büchern hat der Reisende allerdings hinter griechischen Buchstaben versteckt oder auf den Kopf gestellt, versehen mit dem einladenden Titel „Nicht für Damen.“

Zu dem exzentrischen Fürsten gehört seine kritische Haltung zu europäischer Lebensart, seine Hoffnung, dass sich der noch im Mittelalter lebende Orient und der Westen annähern mögen, die er selbst in seiner Kleidung aufgriff, und das Angebot, noch mit 85 Jahren für seinen König in den Krieg gegen Frankreich zu ziehen.

Neugierig geworden? Aber Sie wollen keine hunderte Seiten starke Biografie lesen? Dann greifen Sie zu dem Lebensbild in Anekdoten, das Dorothee Nolte gezeichnet hat. Vergnüglich und mit Überraschung zu lesen bis zu Pücklers letzten Streichen.

Das Urteil in der Überschrift stammt übrigens von Goethe.

Nolte, Dorothee: Fürst Pückler. Ein Lebensbild in Anekdoten. Eulenspiegel Verlag 2020. 127 S.

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